
Afrika mit Heimatgefühl
Windhuk, die Hauptstadt Namibias, ist auch 99 Jahre nach Ende der deutschen Kolonialherrschaft noch ziemlich deutsch. Und das liegt nicht nur an der Hans-Dietrich-Genscher-Straße und Heidi’s Friseursalon. Ein Besuch in einer der sonderbarsten Hauptstädte der Welt. Von Markus Harmann
Wer den vielleicht deutschesten aller Orte in Windhuk besichtigen möchte, der fährt die Fidel-Castro-Straße hoch und biegt dann links ab in die Robert-Mugabe-Avenue. Vor einem thront die Christuskirche aus rotem Quarzsandstein, mit strahlend-weißem Marmorportal. Kaiser Wilhelm II. hätte seine helle Freude, stünde er heute vor der Kirche. Vor 107 Jahren gab er deren Bau in Auftrag. Ein Stück Heimat sollte die Kirche sein für die deutschen Kolonialherren von Deutsch-Südwestafrika.
Windhuk, etwa 400.000 Einwohner, ist untypisch für die Städte im südlichen Afrika. Windhuk hat kein rappeliges Großstadtgetöse, kein Basar-Feeling und keinen Benzingeruch zu bieten. Windhuk ist beschaulich, provinziell, ein bisschen verschlafen – und immer noch ziemlich Kaiser-Wilhelm-deutsch.